Autofahren frisst Zeit. Das stundenlange Sitzen hinter dem Steuer, während der Blick starr auf die Straße gerichtet bleibt, ist für viele nichts anderes als unnötig verschwendete Lebenszeit. Wer einmal im Berufsverkehr zwischen hupenden Autos und roten Ampeln gefangen war, kann ein Lied davon singen, wie frustrierend das sein kann.
In der Vision des autonomen Fahrens steckt deshalb ein Versprechen, das weit über technische Raffinesse hinausgeht. Es geht um zusätzliche Freizeit, die man z.B. zum Gaming nutzen kann. Es ist kein Zufall, dass Tesla beispielsweise längst In-Car-Gaming entwickelt hat. Sogar Glücksspiel hinter dem Steuer erscheint denkbar und mit Lucky Pharaoh Wild gäbe es ein modernes und aktuell beliebtes Spiel, das sich einfach in Fahrzeugen implementieren ließe.
Doch wie realistisch ist dieses Bild vom Auto als rollendes Wohnzimmer oder Büro wirklich und welche Hürden stehen ihm im Weg? In diesem Artikel erklären wir, wie nah wir schon an diesem Traum sind und was noch passieren muss, bevor er in Erfüllung geht.
Bevor die Vorstellung vom entspannten Zocken oder gemütlichen Arbeiten im Auto greifbar wird, lohnt ein Blick auf die Grundlagen des autonomen Fahrens.
Das autonome Fahren wird in fünf Stufen eingeteilt:
Dass sich dieser Wandel abzeichnet, zeigen schon jetzt Experimente großer Hersteller. Tesla beispielsweise bietet über sein Borddisplay Spiele wie Solitär, Sky Force Reloaded oder The Battle of Polytopia an.
Offiziell sind sie für den Beifahrer oder den Parkmodus gedacht, doch in der Praxis gibt es kaum technische Sperren. Mercedes wiederum geht den Weg über Cloud-Gaming. In Kooperation mit Plattformen wie Boosteroid lassen sich Spiele wie Fortnite oder Rocket League ins Auto streamen. Allerdings gilt auch hier: Spielen darf man nur im Stand.
Solche Angebote wirken auf den ersten Blick wie nette Spielereien, in Wahrheit sind sie aber ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte. Denn sobald das Auto die volle Verantwortung übernimmt, verwandelt sich das Entertainment-System von einer Randnotiz zu einem zentralen Bestandteil des Fahrerlebnisses. Das Auto als rollender Kinosaal oder Spielkonsole klingt nicht mehr wie ein Marketing-Gag, sondern wie eine logische Weiterentwicklung.
Solange die Technik nicht den vollen Sprung zur Stufe 4 geschafft hat, bleibt das autonome Fahren an klare Regeln gebunden. Die Straßenverkehrsordnung ist eindeutig: Der Fahrer darf sich nicht durch bewegte Bilder ablenken lassen.
Serien, Filme oder Videospiele sind also tabu, solange die Person hinter dem Steuer noch Verantwortung trägt. Dieses Verbot ist kein übertriebener Pessimismus, sondern das Ergebnis einer klaren Erkenntnis: Ablenkung ist eine der Hauptursachen für Unfälle.
Deshalb sind die aktuellen Entertainment-Angebote so strikt beschränkt. Was wie eine lästige Regel wirkt, ist in Wahrheit eine Schutzmaßnahme, die erst dann gelockert werden kann, wenn Fahrzeuge nachweislich sicherer fahren als Menschen. Damit hängt die Freizeit im Auto nicht nur am technologischen Fortschritt, sondern auch an politischen Entscheidungen. Und auch die Versicherungen müssen ihr Go geben.
Kaum ein Name wird so stark mit visionären Versprechen verbunden wie Elon Musk. Im August 2025 kündigte er an, dass Gaming in Teslas bald auch während der Fahrt möglich sein könnte – sofern die Autos im autonomen Modus unterwegs sind und Behörden zustimmen. Ob diese Ankündigung Realität wird, steht auf einem anderen Blatt. Musks Aussagen sind für ihre Kühnheit berüchtigt, ihre Umsetzung gleicht jedoch oft einem Geduldsspiel.
Die Vorstellung, auf einer längeren Fahrt durch die Landschaft zu cruisen, während man auf dem Display ein Match in Rocket League bestreitet, hat zweifellos Charme. Aber ohne gesetzliche Freigaben bleibt das Zukunftsmusik. Die Behörden werden kaum zulassen, dass ein Fahrer mitten im Spiel ist, während das Auto plötzlich seine Aufmerksamkeit fordert. Erst wenn Fahrzeuge so zuverlässig agieren, dass ein menschlicher Eingriff praktisch überflüssig wird, könnte Gaming im Auto mehr sein als ein PR-Coup.
Selbst wenn Gaming die Schlagzeilen beherrscht, geht es bei autonomem Fahren nicht nur um Spaß. Die frei werdende Zeit im Auto könnte ganz unterschiedlich genutzt werden. Manche würden wahrscheinlich Mails beantworten, Präsentationen vorbereiten oder an Video-Calls teilnehmen.
Andere würden die Gelegenheit zum Lesen nutzen, vielleicht auch zum Dösen oder Musikhören. Und wer weiß, vielleicht entstehen ganz neue Formen der Unterhaltung, die speziell für Fahrten entwickelt werden – interaktive Filme oder Spiele, die sich an der Strecke orientieren.
Die Vorstellung, dass Autos zu mobilen Lebensräumen werden, hat eine enorme kulturelle Sprengkraft. Aus einem reinen Fortbewegungsmittel könnte ein Ort der Produktivität, der Entspannung oder der Geselligkeit entstehen.
Damit aber nicht alles in einem Dauerstress aus Mails, Konferenzen und To-do-Listen endet, wird es entscheidend sein, wie Menschen diese Zeit gestalten. Das Auto als zweites Büro ist für die einen ein Traum, für andere ein Albtraum.
Technik allein reicht nicht. Damit Freizeit im autonomen Auto Realität wird, müssen drei Faktoren zusammenspielen – rechtliche Rahmenbedingungen, gesellschaftliches Vertrauen und ein kultureller Wandel:
Wenn sich diese Werte in Richtung Komfort und Freizeit verschieben, verändert das nicht nur das Verhältnis zum Auto, sondern auch zur Mobilität insgesamt. Wann es so weit sein wird, kann derzeit aber niemand sicher sagen.